Wenn Mitarbeiter länger krank sind
Wie Arbeitgeber angemessen reagieren
Kehren Mitarbeiter nach längeren Krankheitsphasen wieder ins Arbeitsleben zurück, sind sie meist noch nicht so leistungsfähig wie früher. Gerade nach einer Corona-Erkrankung sind die Mitarbeiter infolge häufiger Müdigkeit und Erschöpfungszuständen nur eingeschränkt belastbar. Mit einer betrieblichen Eingliederung können Unternehmen Rückkehrer wieder in die betrieblichen Abläufe integrieren.
Nicht nur bei Krebserkrankungen oder Burnout fallen Mitarbeiter längerfristig aus. Auch nach einer Corona-Infektion kämpfen viele Menschen noch Monate danach mit Langzeitsymptomen: Untersuchungen zufolge leidet jeder zehnte Covid-19-Patient unter „Long-Covid“, den Spätfolgen der Erkrankung. Dazu gehören Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Geruchs- und Geschmacksverlust, Konzentrationsschwächen und neurologische Störungen. Manche Mitarbeiter sind schnell erschöpft oder haben Gedächtnisprobleme.
Reha nicht nur bei Long-Covid
Ist die Erwerbsfähigkeit durch Krankheiten gefährdet oder vermindert, können Mitarbeiter Reha-Maßnahmen über Haus- und Fachärzte beantragen. Dafür ist die Bundesagentur für Arbeit (BA) als Träger für die Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben oder die Rentenversicherung zuständig. Gilt die durchgemachte COVID-19-Erkrankung als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall, können sich Betroffene an ihren Durchgangsarzt oder an ihren Unfallversicherungsträger wenden, wenn sie Bedarf an Rehabilitationsleistungen haben. Weitere Informationen zur Rehabilitation bietet auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Deutsche Rentenversicherung.
Der rechtliche Rahmen
Arbeitnehmer haben bei einer längeren Arbeitsunfähigkeit sechs Wochen lang (42 Tage) Anspruch auf Lohnfortzahlung, wenn der Mitarbeiter mindestens seit vier Wochen ununterbrochen angestellt war. Dauert die Arbeitsunfähigkeit nach 42 Tagen noch an, haben gesetzlich Versicherte Mitarbeiter Anspruch auf Krankengeldzahlungen von ihrer Krankenkasse. Dieses Krankengeld bei Arbeitsunfähigkeit wird höchstens für 78 Wochen innerhalb von 3 Jahren wegen derselben Krankheit gewährt.
Wie gelingt die Wiedereingliederung im Unternehmen?
Arbeitgeber müssen bei langwierigen oder chronischen Erkrankungen damit rechnen, dass es zu weiteren Ausfällen kommen kann. Daher ist es sinnvoll, die Betroffenen nach einer längeren Ausfallzeit bei der Wiedereingliederung im Rahmen eines betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) zu unterstützen. Dieser Prozess ist vom Gesetzgeber nach 6 Wochen Krankheitsdauer (Betrachtungszeitraum über 12 Monate) gesetzlich vorgeschrieben. Für den Mitarbeiter ist der Prozess nicht verpflichtend, er kann freiwillig daran teilnehmen. Auch der konkrete Ablauf ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern überlässt den Beteiligten viel individuellen Spielraum. Dazu formiert sich meist ein Integrationsteam, das aus Vertretern der HR-Abteilung und des Betriebsrats besteht. Auch externe Fachleute, z. B. Ärzte oder Vertrauenspersonen können hinzugezogen werden.
Der Ablauf der betrieblichen Wiedereingliederung
Das Integrationsteam berät zusammen mit dem betroffenen Mitarbeiter über (präventive) Maßnahmen, die es ihm nach längerer krankheitsbedingter Abwesenheit erlauben sollen, seine bisherige Tätigkeit wiederaufzunehmen. Die Zielsetzung des BEM-Prozesses richtet sich nach dem jeweiligen Krankheitsbild, dem derzeitigen Gesundheitszustand, der Aussicht auf baldige Genesung und dem Umfang der Einsatzfähigkeit. Dabei werden die Belastungen am Arbeitsplatz genau analysiert, um konkrete Lösungen für den betroffenen Mitarbeiter zu finden.
Bei der stufenweisen Wiedereingliederung können Beschäftigte, die sich in der Genesungsphase befinden, nach Absprache mit dem behandelnden Arzt stundenweise an den Arbeitsplatz zurückkehren. In wochenweisen Steigerungen können sie so langsam wieder an die Arbeitsbelastungen herangeführt werden. Dieses stufenweise Vorgehen kann die Genesung sehr unterstützen.
Hinweis: Auch flexiblere Arbeitszeiten oder großzügigere Homeoffice-Angebote können Betroffenen helfen: Dank der damit verbundenen längeren Ruhezeiten schaffen sie es schneller wieder in den Job einzusteigen.