Mobbing am Arbeitsplatz
Wie Unternehmen aktiv gegensteuern
Wer am Arbeitsplatz gemobbt wird, leidet meist monate- oder gar jahrelang unter den Folgen. Vorgesetzte und Unternehmen sind verpflichtet, den Beschäftigten zu helfen und dagegen vorzugehen. Wir zeigen, mit welchen Schritten dies gelingen kann.
Definition von Mobbing
Nur weil sich Kolleg:innen streiten oder Vorgesetzte ungerecht handeln, spricht man hier noch nicht von Mobbing. Laut Definition sind Mobbing-Handlungen psychische Gewalthandlungen, die systematisch und häufig vorkommen. Mobber:innen verfolgen das Ziel, eine gemobbte Person so gezielt zu schikanieren, belästigen, diskriminieren und zu demütigen, dass sie kündigt und das Unternehmen verlässt. Mobber:innen verbreiten dazu häufig falsche Tatsachen,
- reden schlecht oder respektlos über die gemobbte Person,
- missbrauchen ihre Macht,
- kritisieren sie ständig,
- weisen ihnen sinnlose Aufgaben zu
- oder grenzen die gemobbte Person aus.
Hohe Kosten durch Mobbing
Häufig beginnt Mobbing schleichend und subtil. Wird den Mobber:innen kein Riegel vorgeschoben, können sich die Übergriffe bis hin zu einer Straftat entwickeln. Die Folgen sind fatal für die Betroffenen, wenn sie dadurch psychisch oder körperlich erkranken und am Ende sogar ihren Arbeitsplatz verlieren. Mobbing ist aber auch eine Belastung für das Unternehmen. Denn durch das schlechte Betriebsklima sind die Betroffenen, aber auch die Kolleg:innen häufiger krank und unzufrieden und verlassen die Firma. Dadurch lassen die Arbeitsleistung und das Engagement der Mitarbeitenden nach, wenn Mobbing in der Firma nicht aktiv bekämpft wird.
Mobbing-Prävention im Unternehmen
Wirksam sind präventive Maßnahmen gegen Mobbing am Arbeitsplatz. Unternehmen sollten in ihren Leitlinien klar kommunizieren, dass Mobbing nicht geduldet wird und ein freundlicher Umgangston erwünscht wird. Betriebsvereinbarungen zu Mobbing geben klare Leitlinien vor, wie mit dem Thema umgegangen wird und welche Konsequenzen Mobbing-Handlungen für Mobber:innen haben ( z. B. arbeitsrechtliche Konsequenzen wie eine Abmahnung, Versetzung oder sogar eine Kündigung). Dadurch erhalten HR und Vorgesetzte einen Leitfaden, um gegen Mobber:innen vorzugehen und geben gleichzeitig einen Rahmen für das erwünschte Arbeits- und Sozialverhalten im Betrieb. Auch qualifizierte Mobbingbeauftragte im Betriebsrat, Infoveranstaltungen, Fortbildungen für Führungskräfte tragen dazu bei, dass Mobbing erst gar nicht entsteht.
Was Unternehmen und Vorgesetzte gegen Mobbing tun können
Tritt ein Mobbingfall auf, braucht es eine sofortige Intervention. Nicht immer wenden sich die Gemobbten an Vorgesetzte oder bitten andere Personen um Hilfe. Daher braucht es aufmerksame Führungskräfte, um Mobber:innen einen Riegel vorzuschieben. In mehreren Schritten können Unternehmen und Vorgesetzte den Betroffenen Hilfe zukommen lassen. Dabei hat sich die Methode Shared Responsibility Approach bewährt, um Mobbing innerhalb des Teams oder der Abteilung – auch hierarchieübergreifend – wirksam und zeitnah zu beenden. Die Methode baut auf Gespräche und ein Unterstützerteam und verzichtet auf Schuldzuweisungen und Sanktionsandrohungen. Sie besteht aus einem Handlungsablauf in 3 Schritten:
1. Gespräche führen: Vorgesetzte sollten sich Zeit für Gespräche nehmen, wenn Mobbinggerüchte aufkommen und zunächst mit der gemobbten Person sprechen. Vermitteln Sie klar, dass das Unternehmen den Mobbing-Prozess durch gezielte Maßnahmen stoppen will. Sie brauchen aber das Einverständnis der gemobbten Person, um weitere Maßnahmen einzuleiten.
2. Unterstützung suchen: Vorgesetzte sollten auf ein übergreifendes Team von Unterstützern bauen und diese zu Deeskalation der Mobbing-Situation hinzuziehen. Das sind neben den mobbenden Personen auch Kolleg:innen, die sich bisher im Hintergrund gehalten haben, aber dennoch positiv auf die Situation einwirken können. Dadurch, dass das Unterstützerteam gemeinsam eine Lösung sucht, werden alle Beteiligten in die Lösung eingebunden. Das Ziel dabei ist, dass sich die Mobbingsituation ohne Schuldzuweisungen und Gesichtsverlust auflöst.
Wichtig ist, dass nicht die Schuldfrage im Mittelpunkt steht, sondern eine Lösung der Situation.
3.Nachfassen: Nach zwei bis drei Wochen werden die Mitglieder des Unterstützer-Teams einzeln befragt, ob sich die Mobbing-Situation aufgelöst hat und ob eine weitere Lösungssuche durchgeführt werden soll.
Der Vorteil der Methode besteht darin, dass sowohl die Übeltäter:innen als auch Mitläufer:innen nicht kritisiert und angeprangert werden, sondern neutral um ihre Unterstützung gebeten werden. Daher müssen sie sich nicht verteidigen oder rechtfertigen und können neutral an Lösungsvorschlägen mitarbeiten. Auch die gemobbte Person muss sich nicht aktiv gegen die Mobber:innen zur Wehr setzen, denn das würde ganz schnell an den Kräften zehren und überfordernd sein.