Zu unflexibel und traditionell
Wie (un)zufrieden sind Fachkräfte mit ihren Arbeitgebern?
Mehr denn je hinterfragen Fach- und Führungskräfte die bestehenden Organisationsstrukturen in Unternehmen. Sie wünschen sich flachere Hierarchien und flexiblere Strukturen, um innovativ arbeiten zu können. Eine Studie der Managementberatung Kienbaum in Zusammenarbeit mit der Online-Jobbörse Stepstone zeigt, wie zufrieden Fachkräfte in Deutschland mit der Organisation und Führung in ihrem Unternehmen sind, wie sie sich Arbeit im Kontext der Digitalisierung vorstellen und was Unternehmen tun können, um die besten Talente zu gewinnen und zu halten.
Die meisten Unternehmen arbeiten traditionell und wenig innovativ
Digitalisierung und der damit verbundene Wandel der Märkte zwingen Unternehmen zu Veränderungen und je innovativer Unternehmen sein müssen, desto weniger funktionieren traditionelle, hierarchische Strukturen und feste Weisungsketten. Die Realität hinkt in vielen Firmen aber noch hinterher: Nur 25% der befragten Mitarbeiter attestieren ihrem Arbeitgeber eine Politik der offenen Türen. Insgesamt halten rund 58% der Fachkräfte ihren Arbeitgeber für nicht innovativ. Fast ein Fünftel der Fachkräfte hat das Gefühl, dass eigene Ideen im Unternehmen ausdrücklich nicht erwünscht sind. Das Management sieht das meist anders: Von den befragten Führungskräften sind nur rund 10 % dieser Meinung.
Auch die derzeit genutzten Organisationsstrukturen sehen die meisten Beschäftigen kritisch: 55 % der Befragten halten die aktuelle Organisationsstruktur ihres Unternehmens nicht gut für die Zukunft geeignet.
Fachkräfte werden zu wenig eingebunden
Zwar sind den meisten Mitarbeitern die übergeordneten Unternehmensziele bekannt, aber nur vier von zehn Befragten erhalten von ihren Führungskräften einen ausreichenden Einblick in konkrete Strategien zur Erreichung dieser Ziele und einen ausreichenden Einblick in die Gesamtstrategie des Unternehmens. Die meisten Mitarbeiter halten sich selbst für produktiver und motivierter, wenn sie ein klares Bild von den eigenen Zuständigkeiten haben (70 Prozent finden das wichtig) und ihren Beitrag und ihre Rolle in der Gesamtstrategie des Unternehmens verstehen (80 Prozent finden das wichtig).
Organisation und Führungsstil werden immer wichtiger
Nicht verwunderlich, dass die meisten Arbeitnehmer künftig nicht mehr in traditionell organisierten Unternehmen arbeiten möchten: zu unflexibel, zu wenig innovativ und zukunftsfähig. 85% möchten möglichst selbstbestimmt oder selbstverantwortlich im Team arbeiten. Eine gute Führungskultur im Unternehmen spielt also bei Jobentscheidungen qualifizierter Spezialisten – die z.B. für Digitalisierungsprozesse unabdingbar sind - eine entscheidende Rolle. Das gilt sowohl für den Bewerbungsprozess als auch für die langfristige Motivation und Bindung an das Unternehmen.
Konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen
Daher sollte jedes Unternehmen prüfen, ob es mit seinen derzeitigen Strukturen in Zeiten des Wandels bestehen kann. In der Studie empfiehlt Kienbaum folgende Maßnahmen, um zukunftsfähig zu bleiben und hoch qualifizierte Mitarbeiter finden und binden zu können:
- Zielorientiert agieren: Wo sind Innovationen besonders notwendig?
- Klein anfangen und zunächst sauber evaluierte Projekte mit veränderten Organisationsstrukturen umsetzen, anstelle von großen, aber oberflächlichen Kampagnen ohne wirkliche Einbeziehung der Belegschaft.
- Wünsche der Mitarbeiter als Motivation für Veränderungsprozesse nutzen.
- Den Mitarbeitern mehr Verantwortung übertragen und ihre Eigeninitiative wecken.
- Individuelle Karrierewege ermöglichen.
- Einen ehrlichen Umgang mit Reorganisationen pflegen und flache Hierarchien leben.
- Bei der Suche nach Mitarbeitern, die Innovationen vorantreiben sollen, auch Anpassungen beim Recruitingvornehmen und von Standardschemen abweichen.
- Authentisch und offen über Veränderungsprozesse im Unternehmen kommunizieren.